Der Traum vom neuen Zuhause – und die harte Realität
Wochenlang schufteten sie. Tapeten wurden abgelöst, Böden herausgerissen, Wände neu verputzt. Es war eine mühsame Arbeit, die oft bis in die späten Abendstunden dauerte. Doch die Familie arbeitete Hand in Hand, gestärkt durch den Traum vom neuen, gemeinsamen Zuhause. Jeder Nagel, der eingeschlagen, jede Farbschicht, die aufgetragen wurde, war ein Schritt näher an ihrem Ziel. Die Kinder halfen mit, wo sie konnten, und auch Freunde und Nachbarn packten mit an. Die Gemeinschaft in Regensburg, bekannt für ihren Zusammenhalt, unterstützte die neue Familie mit Rat und Tat.
Besonders die alten Wände des Hauses erwiesen sich als widerspenstig. Mehrere Schichten alter Tapete und Putz mussten weichen. Es war eine Reise durch die Zeit, denn jede Schicht enthüllte ein Stück der Hausgeschichte. Doch was sich hinter einer bestimmten Wand verbarg, sollte nicht nur ein Stück Hausgeschichte sein, sondern eine Bombe, die das Fundament der Familie Schmidt in seinen Grundfesten erschütterte.
Ein seltsamer Hohlraum: Die erste Spur
Es war ein Dienstagmittag, als Peter im ehemaligen Arbeitszimmer von Tante Helga arbeitete. Er war dabei, eine besonders hartnäckige Tapetenschicht zu entfernen, die sich einfach nicht lösen wollte. Mit einem Spachtel kratzte er Zentimeter für Zentimeter, als er plötzlich ein seltsames Geräusch hörte. Ein dumpfer Klang, nicht wie Putz oder Holz, sondern eher wie ein Hohlraum. Seine Hand, die gegen die Wand drückte, spürte einen Unterschied in der Festigkeit. „Das ist nicht normal“, murmelte er zu sich selbst.
Neugierig begann Peter, vorsichtig den Bereich um die Stelle herum zu untersuchen. Er klopfte, horchte und schabte. Unter den dicken Schichten von Tapete und Putz stieß er auf eine Fuge, die untypisch für das Mauerwerk war. Mit einem Schraubenzieher und einem kleinen Hammer begann er, die Fuge freizulegen. Langsam, Stein für Stein, löste sich ein kleines Segment der Wand. Dahinter: ein dunkler Spalt, tief und mysteriös. Peters Herz begann, schneller zu schlagen. Was verbarg sich hier? Ein kleiner Schatz? Alte Kinderspielzeuge? Die Möglichkeiten schossen ihm durch den Kopf.
Die verrostete Dose und der Atem der Geschichte
Peter rief Sabine herbei. „Du musst das sehen!“, sagte er aufgeregt. Gemeinsam weiteten sie den Spalt vorsichtig, bis sie in den dunklen Hohlraum blicken konnten. Mit einer Taschenlampe leuchteten sie hinein. Der Schein tanzte über Spinnweben und Staub. Und dann sahen sie es: eine unscheinbare, rostige Blechdose, fest eingeklemmt zwischen den alten Steinen. Der Geruch von Moder und alter Tinte stieg ihnen in die Nase. Ein Gefühl von Beklemmung legte sich über das Paar, aber auch eine unbändige Neugier. Diese Dose schien mehr als nur vergessene Krimskrams zu enthalten.
Zitternd zog Peter die Dose heraus. Sie war schwerer, als er erwartet hatte. Der Deckel war fest verschlossen und mit Rost überzogen. Sabine hielt den Atem an, während Peter mit aller Kraft den Deckel aufhebelte. Ein leises „Plopp“ erfüllte den Raum. Was zum Vorschein kam, war keine Schatzkarte und auch kein verlorener Schmuck, aber etwas viel Persönlicheres und Weitreichenderes: Ein Stapel alter, vergilbter Briefe, fest zusammengebunden mit einem verblichenen Band, und darunter ein kleines, schwarz-weißes Foto. Auf dem Foto: eine junge Tante Helga, lachend, mit einem Mann in Uniform, den niemand in der Familie kannte. Aber das war noch nicht alles. Eingewickelt in ein dünnes Tuch, fanden sie einen kunstvoll geschnitzten, kleinen Holzvogel.
