Ich steckte den Schlüssel in das rostige Schloss. Das knirschende Geräusch klang, als seufzte das Haus selbst. Die Tür rührte sich nicht sofort, als wehrte sie sich. Als sie schließlich knarrend aufging, traf mich ein eiskalter Schauer, als befände ich mich nicht in einem Keller, sondern in einem tiefen Grab.
Ich stieg die schmale Treppe hinunter und drückte mich an die Wand. Die Dielen knarrten unter meinen Füßen, das Geräusch hallte in der ohrenbetäubenden Stille wie ein Herzschlag wider. Unten roch die Luft muffig, schimmelig … und nach etwas Metallischem, Vertrautem. Nach Blut.
Licht fiel durch ein kleines Fenster nahe der Decke, und drinnen sah ich … Käfige. Reihe um Reihe, mit Eisenstäben zusammengeschweißt. In jedem einzelnen bewegte sich etwas. Zuerst dachte ich – Ratten. Aber nein. Intelligenz blitzte in ihren Augen auf. Gelbe, tierische, aber dennoch bewusste Augen.
Ich trat näher – und sah sie. Wolfsartige Schnauzen. Aber zu groß, zu … menschlich. Ihre Pfoten griffen nach den Gitterstäben, Krallen kratzten am Metall, und an ihren Handgelenken waren Seilspuren zu sehen. Sie sahen mich an, als wüssten sie es. Sie warteten.
Und dann bemerkte ich die Wände. Der gesamte Putz war mit der krakeligen Handschrift meines Mannes bedeckt. Muster, Daten, Namen. Darunter auch der Name meiner Großmutter. Darunter, mit rotem Filzstift, die Worte „Erfolg“.
Meine Knie gaben nach, und ich klammerte mich an die Wand, um nicht zu fallen. Hinter mir hörte ich Schritte. Schwere, selbstsichere. Dieselben, die ich drei Stunden zuvor im Zimmer gehört hatte. Ich drehte mich um – Roman stand in der Tür. Er hielt ein Messer in den Händen. Und er lächelte.
