Kleine Unternehmen besonders gefährdet
Dass kleine Unternehmen in einer stagnierenden Wirtschaft überdurchschnittlich stark betroffen sind, überrascht Insolvenzforscher nicht. „Die aktuelle Insolvenzwelle trifft überwiegend kleine Unternehmen“, sagte Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung am Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).
Das durchschnittlich insolvente Unternehmen habe etwa zehn Beschäftigte, erklärte Müller, fügte jedoch hinzu, dass die meisten betroffenen Betriebe noch deutlich kleiner seien.
Die wirtschaftliche Belastung macht sich zudem auch bei privaten Haushalten bemerkbar. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist erneut gestiegen: In den ersten drei Quartalen wurden 57.824 Privatinsolvenzen verzeichnet – ein Plus von mehr als acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Wachsende Risiken für den Arbeitsmarkt
Obwohl Insolvenzen vor allem kleine Unternehmen betreffen, steigt auch die Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze deutlich. Nach Schätzungen des IWH sind in diesem Jahr rund 170.000 Stellen betroffen, verglichen mit weniger als 100.000 vor der COVID-19-Pandemie.
Klaus-Heiner Röhl, Ökonom am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, mahnt jedoch zur Zurückhaltung. Insolvenzen trügen zwar zu einer leicht höheren Arbeitslosigkeit bei, „doch die Entwicklung ist nicht dramatisch“, sagte er.
Müller rechnet hingegen mit spürbareren Effekten. Für 2025 geht er von rund 200.000 betroffenen Arbeitsplätzen aus – etwa doppelt so vielen wie in den Jahren vor der Pandemie. „Ein Teil dieser Stellen wird dauerhaft verloren gehen, weil Insolvenzen häufig mit Betriebsschließungen einhergehen“, erklärte er. Gleichzeitig betonte Müller, dass viele Arbeitskräfte im Zuge von Marktanpassungen von schwächeren zu stärkeren Unternehmen wechselten, wodurch die Gesamtauswirkungen begrenzt blieben.
